Ausblick

Ausblick in die RAF-Jahre nach 1977

Nachdem die Gefangenenbefreiung durch die Offensive ’77 gescheitert war, löste sich die zweite Generation der RAF weitestgehend auf. Zudem wurden einige bereits verhaftete Angehörige der zweiten Generation zu Gefängnisstrafen verurteilt beziehungsweise zu späteren Zeitpunkten verhaftet und verurteilt. Dazu gehörten Beispielsweise die Urteile gegen Siegfried Haag (20 Jahre Freiheitsstrafe), Knut Folkerts (20 Jahre Freiheitsstrafe), Verena Becker (lebenslange Freiheitsstrafe) sowie die Festnahme des ehemals führenden Mitglieds Stefan Wisniefski in Paris. Die RAF litt danach unter enormen Mitgliederschwund, auch von engen Mitgliedern wie Friederike Krabbe, allerdings schlossen sich auch neue Mitglieder wie Angehörige der „Bewegung 2. Juni“ an. Nun sollten wieder die terroristischen Ziele im Fokus des Handelns der RAF stehen.

Unter anderem aufgrund dieser Tatsachen war das Jahr 1978 von vielen Schießereien gekennzeichnet. Gegen Ende des Jahres entschloss man sich allerdings dazu, einen Anschlag auf General Haig, Oberkommandant der NATO-Truppen in Westeuropa, zu planen und durchzuführen. Dies geschah dann am 25. Juni 1989. Aufgrund einer falsch getimten Bombe wurde glücklicherweise nur die Heckpartie von General Haigs Wagen getroffen und es kam niemand zu Tode. Es folgten weitere Unstimmigkeiten und die Trennung von einigen Mitgliedern (u.a. Peter-Jürgen Book, Werner Lotze). Diese „Aussteiger“ konnten durch Kontakte in der DDR dort untertauchen.

Im Jahr 1981 erfolgte der nächste größere Anschlag auf den Flughafen Ramstein, an welchem sich die Hauptquartiere der „US-Luftwaffe Mitte“ und der „NATO-Luftstreitkräfte Europa Mitte“ befanden. Dazu zündeten die RAF-Mitglieder am 31. August 1981 eine Autobombe, welche 17 Personen teilweise schwer verletzte und einen immensen Sachschaden an den Gebäuden anrichtete. Kurze Zeit später wurde ein Anschlag auf General Kroesen, Oberkommandant der US-Streitkräfte in Europa und Kommandierender General des NATO-Bereichs Mitte, verübt. Dieser wurde am 15. September 1981 verübt, also in unmittelbarer Nähe zum Anschlag auf den Flughafen Ramstein, wobei das Auto von Kroesen mit einer Panzerfaust und mehreren Waffen unter Beschuss kam. Dabei wurden jedoch alle Insassen nicht ernsthaft verletzt.

Gegen Ende des Jahres 1982 erzielten die Behörden einen großen Schlag gegen die RAF, da sogenannte „Erddepots“ gefunden wurden. So konnten weitere führende Mitglieder wie Brigitte Mohnhaupt, Adelheid Schulz sowie Christian Klar verhaftet werden.

Der Beginn der 3. Generation

Nach den Festnahmen von führenden RAF-Mitgliedern befanden sich die Terroristen in einer schwierigen Situation, die sie jedoch nicht zur Auflösung brachte. Stattdessen wurde eine neue Offensive geplant, die sogenannte „Offensive 84/85“. Diese begann am 18. Dezember 1984 mit einem versuchten Sprengstoffanschlag auf eine NATO-Schule in Oberammergau, welcher aufgrund eines technischen Problems der Autobombe misslang und somit keine Verletzten forderte. Der nächste Anschlag folgte auf General René Audran, den Direktor für internationale Angelegenheiten im französischen Verteidigungsministerium, welcher am 25. Januar 1985 ermordet wurde. Nach kurzer Zeit folgte ein weiterer Anschlag auf Dr. Ernst Zimmerman, den Präsidenten des Bundesverbands der deutschen Luft-, Raumfahrt- und Ausrüstungsindustrie, welcher am 1. Februar 1985 durch einen Kopfschuss in seinem Haus ermordet wurde. Im Sommer des Jahres folgte ein Sprengstoffanschlag auf die Rhein-Main-Airbase am 8. August 1985, in dessen Vorfeld sie einen US-Soldaten umbrachten, um an dessen Zugangskarte für die Airbase zu gelangen. Beim Attentat wurde ein mit Sprengstoff beladenes Auto in die Airbase gefahren und gezündet. Es kamen zwei Personen ums Leben, etliche wurden verletzt. Dies war die letzte größere Aktivität im Jahr 1985.

Auf die „Offensive ‘84/‘85“ folgte die „Offensive ‘86“. Der erste Anschlag erfolgte am 9. Juli 1986 auf Prof. Dr. Karl-Heinz Beckurts, welcher Vorstandsmitglied der Siemens AG war. Ihn und seinen Fahrer traf eine am Straßenrand deponierte Bombe, welche das Fahrzeug zerstörte und die beiden Insassen in den Tod stürzte. Gegen Ende des Jahres folgte der Mord an Dr. Gerold von Braunmühl, Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt, welcher am 10. Oktober 1986 auf dem Fußweg zu seiner Wohnung von RAF-Mitgliedern erschossen wurde.

Die Zeit zwischen 1988 und 1991

Nachdem die „Offensive ‘86“ beendet war, zogen sich die RAF-Terroristen weitestgehend zurück. Die nächsten Anschläge folgten erst zwei Jahre später, im Jahr 1988. Das Jahr begann mit einem fehlgeschlagenen Anschlag auf den NATO-Stützpunkt Rota in Spanien. Während der Tatvorbereitungen am 17. Juni 1988 detonierte ein Sprengsatz, worauf die Täter flüchteten und von der Polizei kontrolliert wurden. Dabei konnten sie sich durch die Benutzung ihrer Waffen befreien und flüchten. Glücklicherweise wurde niemand getötet. Es folgte der misslungene Anschlag auf Dr. Hans Tietmeyer, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, am 20. September 1988. Dabei wurde auf dem Weg zur Arbeit auf sein Fahrzeug geschossen, wobei niemand verletzt wurde. Nach den beiden, aus Sicht der RAF, misslungenen Anschlägen folgte am 30. November 1989 der Anschlag auf Dr. Alfred Herrhausen, Sprecher des Vorstands der Deutschen Bank. Dafür wurde an der Straße ein Sprengkörper positioniert, der in der Nähe des Fahrzeugs detonierte und Dr. Alfred Herrhausen tötete. Sein Fahrer Jakob Nix erlitt schwere Verletzungen, überlebte den Anschlag jedoch. Etwa ein halbes Jahr später, am 25. Februar 1990 erfolgte ein weiterer Anschlag auf die Deutsche Bank, genauer auf die Computerzentral in Eschborn. Dieser Anschlag misslang aufgrund eines technischen Problems. Im Sommer des Jahres verübten die RAF-Mitglieder einen Anschlag auf Hans Neusel, Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Dieses Attentat verlief recht ähnlich zum Herrhausen-Attentat, allerdings steuerte Neusel an diesem 27. Juli 1990 seinen Wagen selbst, sodass sein Fahrzeug zwar stark beschädigt wurde, er selbst jedoch nur leicht verletzt wurde. Im darauffolgenden Jahr geriet die US-Botschaft in Bonn unter Beschuss der RAF. Am 13. Februar 1991 schossen sie circa 60 Mal auf das Gebäude, wobei aber niemand verletzt wurde. Später im Jahr wurde ein weiteres Attentat verübt. Das Opfer war Dr. Detlev Karsten Rohwedder, Vorstandsvorsitzender der Treuhandanstalt. Er wurde am Abend des 1. Aprils 1991 von Schüssen eines circa 60 Meter von seinem Haus entfernten Gewehrs getroffen und starb noch am Tatort.

Die Zeit nach 1991 und das Ende der RAF

Nach den vielen Anschlägen der zurückliegenden Jahre gab es erstmals Aussteiger, welche mit den Behörden über die RAF sprachen und zusätzlich von der neu geschaffenen Kronzeugenregelung Gebrauch machten. Zudem gelang es den V-Mann Klaus Steinmetz in eine gute Position einzuschleusen und so an Details aus dem RAF-Inneren zu gelangen. Des Weiteren eröffnete der damalige Bundesjustizminister Dr. Klaus Kinkel die sogenannte Kinkel-Initiative. Durch diese Vorgänge wurde die RAF langsam zum Auflösen gebracht. Dennoch kam es zu weiteren Vorfällen, wie der Sprengstoffanschlag in Weiterstadt am 27. März 1993, welcher der neu gebauten Justizvollzugsanstalt galt und durch Sprengladungen beschädigt wurde. Dabei wurden keine Menschen ernsthaft verletzt, worauf die RAF mit dem „April-Papier“ 1992 hingewiesen hatte. Von nun an sollten die Anschläge nur noch Gegenständen und nicht mehr Personen gelten. Es folgte jedoch eine Schießerei in Bad-Kleinen am 27. Juni 1993, an welcher der eingeschleuste V-Mann Klaus Steinmetz beteiligt war, nachdem ein GSG-9 Einsatz schiefgegangen war. Es folgte ein tiefer Bruch unter den RAF-Mitgliedern in zwei Lager, zum einen dem „harten Kern“, der sich weiterhin für einen bewaffneten Kampf aussprach und zum anderen eine Gruppe, welche zur Zusammenarbeit mit dem Staat aufrief. Danach folgten keine schwerwiegenden Attentate mehr und am 20. April wurde das Auflösungsschreiben der RAF publik gemacht. Nach der formellen Auflösung der RAF lebten noch eine Handvoll Terroristen im Untergrund und begangen beispielsweise Überfälle, um das Leben im Untergrund zu finanzieren. Allerdings standen dabei keine terroristischen Ziele mehr im Vordergrund dieser Taten.

Quellen:

  • PFLIEGER, Klaus. Die Rote Armee Fraktion – RAF. 14.5.1070 bis 20.4.1998. Baden-Baden 2011
  • Interview mit Klaus Pflieger
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